„Putte muss bleiben“

Ein Filmabend unter freiem Himmel ÄNDERUNG: Wegen Regen im Saal

Montag, 16. August 2021, 20 Uhr

im Garten des Olof-Palme-Zentrums,  Demminer Str. 28, 13355 Berlin

Wir zeigen:

Mietersolidarität, Max Willutzki, 1970, 13′

Putte muss bleiben, Gerd Conradt, 1974, 37′

Einführung: Florian Wüst. Anschließendes Publikumsgespräch mit Gerd Conradt

Freier Eintritt

Im Frühjahr 1974 wurde die „Putte“ in der Rügener Str. 20 geräumt und abgerissen. Das Kinder- und Jugendzentrum, das auch als Wohngemeinschaft, Schülerladen und Hobbyraum diente, war eines der ersten besetzten Häuser in West-Berlin. Das von Gerd Conradt gemeinsam mit einer Seminargruppe des Instituts für Theaterwissenschaften der FU Berlin gedrehte Video Putte muss bleiben zeigt den Kampf der betroffenen Weddinger Jugendlichen um den Erhalt ihres Projekts. Neben der Darstellung der Wohn- und Lebensverhältnisse im Brunnenviertel sowie Interviews mit Anwohner*innen, Mitstreiter*innen der Putte und Vertretern von Polizei und Bezirk dokumentiert das Video die Demonstrationen gegen den Abriss, die damals auf breite Unterstützung stießen, aber letztlich erfolglos blieben: die Abrissbirne durchlöchert mit gnadenloser Gewalt die gemauerten Wände des Hauses. Die zehn Jahre später aktualisierte Fassung des Videos macht sichtbar, dass die Versprechungen, an gleicher Stelle eine neue Einrichtung für Jugend- und Kinderarbeit zu bauen, bis dahin nicht erfüllt wurden.

Als Vorfilm zeigen wirMax Willutzkis Kurzfilm Mietersolidarität von 1970 über die verhinderte Zwangsexmittierung einer siebenköpfigen Familie im Märkischen Viertel. Viele der Bewohner*innen des historischen Brunnenviertels wurden damals im Rahmen der städtebaulichen Sanierung des südlichen Weddings in das Märkische Viertel umgesetzt.

Beide Filme sind Beispiele für die Ansätze sowohl der politischen Filmarbeit als auch der Mitte der 1970er Jahre aufkommenden videoaktivistischen Bewegung, um eine kritische Gegenöffentlichkeit herzustellen. Der von den neuen medialen Mitteln unterstützte Widerstand gegen die Sanierungspolitik des Senats führte spätestens in den 1980er Jahren zur Umorientierung hin zu einer behutsameren Stadterneuerung. Was vor 50 Jahren im Wedding und im Märkischen Viertel geschah, ist heute hinsichtlich der wieder zugespitzten Wohnungsfrage und der Verdrängung von einkommensschwachen Haushalten, Kleingewerbe und sozialen wie kulturellen Einrichtungen in Berlin aktueller denn je.

Dieses Projekt wird durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten“ gefördert.

Einweihung Nachdenkzeichen

Nachdenkzeichen
Nachdenkzeichen am Beratungspavillon der Degewo. Grafik Sulamith Sallmann

Am Sonntag, 27. Oktober, um 14 Uhr wird sich Anno erzählt verewigen. Wir stellen im Olof-Palme-Zentrum unsere Nachdenkzeichen vor. Schlussendlich haben wir uns für Fotos mit QR-Codes entschieden. Passanten sollen so auf uns aufmerksam gemacht werden und auf unsere Webseite gehen, wo es Infos zur Geschichte des Brunnenviertels gibt.

Am Sonntag wollen wir zeigen, was unsere Webseite bei der Suche nach Informationen und nach Material zur Geschichte des Brunnenviertels schon alles zu bieten hat. Zudem bringen wir einige gesammelte Objekte wie Postkarten und Bücher mit. Wir haben historische Gesellschaftsspiele im Gepäck und probieren diese aus. Außerdem können von uns selbst erdachte Spiele wie „Spiel
Dich Schlau“ und das Brunnenviertelquiz getestet werden. Wer sich für alte Karten interessiert, dem schenken wir die kostenlose Broschüre mit historischen Stadtplänen, die die Entwicklung des Brunnenviertels in den Blick
nehmen. Wer zum Lebendigen Archiv selbst historische Dinge mitbringen und zeigen möchte, ist herzlich dazu aufgerufen.

DDR-Fluchthelfer erinnert sich an Tunneljahre

Hasso Herschel war einer der erfolgreichsten und berühmtesten Helfer für DDR-Flüchtlinge. Über 1.000 Menschen, die mit dem sozialistischen System unzufrieden waren, verhalf er auf vielen Wegen zusammen mit befreundeten Helfern in den Westen. Er wird von seinen drei Tunnelbauten unter der Bernauer Straße erzählen, von denen der Tunnel 29 der bekannteste ist.

Einführen in das Thema Tunnelfluchten wird Dietmar Arnold, Vorsitzender des Vereins Berliner Unterwelten. Er wird über gescheiterte und geglückte Fluchten durch den Untergrund sprechen. In den historischen Gewölben der ehemaligen Oswald-Berliner-Brauerei wird ein im Originalmaßstab nachgebauter Fluchttunnel zu sehen sein.

Treffpunkt für die Veranstaltung ist die Brunnenstraße 142. Die Veranstaltung beginnt um 10.30 Uhr, Treff ist zehn Minuten vorher. Die Veranstaltung ist nicht barrierefrei. Der Eintritt ist frei. Eine verbindliche Anmeldung unter 0157 37 644 065 ist aufgrund des begrenzten Teilnehmerzahl zwingend erforderlich.